Das Portrait

In den vierziger Jahren wurde Luis Rauschhuber vor allem durch seine Portraits einer größeren Öffentlichkeit bekannt. Zu dieser Zeit nahm er auch an vielen Ausstellungen teil. Über den Naturalismus der Nazizeit und Portraitarbeiten seiner Zeitgenossen äußerte er sich kritisch:

"...denn der Ähnlichkeitspunkt ist dabei sehr verfänglich! – Oft wird dieser auf Kosten des erlebnismäßigen Ausdrucks bevorzugt. Und die Arbeit ist nicht mehr das geistige Bild des dargestellten, nicht mehr sein „Sinnbild“, sondern ein sklavischer „Abklatsch“."

(Brief an Gertrud Meixner, 17. September 1943)

Ein Portrait war für ihn als Bildhauer in erster Linie Architektur des Kopfes und Gesamtausdruck der Persönlichkeit. Es begeisterten ihn energische und außergewöhnliche Menschen. Beethoven, dessen Bildnis durch die starke Stirn- und Mundpartie Entschlossenheit und Willensstärke ausdrückt, ebenso ein Horchen nach innen zeigt, sei hier besonders hervorgehoben. Da sich Luis Rauschhuber genauer mit der Lebensgeschichte des Komponisten auseinandergesetzt hatte, wusste er, dass Beethoven in seinen letzten Lebensjahren durch sein Gehörleiden zunehmend verbitterte und sich unverstanden fühlte. Auch dieser Wesenszug lässt sich aus dem Portrait herauslesen.

Luis Rauschhubers Selbstportrait, um ein anderes Werk vorzustellen, wirkt feinsinnig und sensibel. Er stellt sich als zurückhaltenden, ernsten und introvertierten Menschen dar, dessen Blick und Ausbildung der Stirn von großer Nachdenklichkeit sprechen und das geistige Moment betonen.

Viele Bildnisse, Masken* oder Portraitbüsten Luis Rauschhubers zeigen Frauen, Kinder, Bäuerinnen, Tänzer- und Schauspielerinnen, Dichter und Musiker. Darunter auch Karl Heinrich Waggerl (1940), Anton Bruckner (1959) und Richard Strauß (1964). Für die Wirtschaftshochschule Nürnberg portraitierte er die Gründer und leitenden Professoren Prof. Dr. Rieger und Prof. Dr. Vershoven (1967). Ihre Bildnisse stehen heute in der Eingangshalle. Ab den sechziger Jahren traten die Portraits in den Hintergrund seines Schaffens.

* Was ist eine Portraitmaske?

Das Portrait nimmt im Schaffen Luis Rauschhubers einen großen Raum ein. Die Portraitmasken, die er oftmals dem Ganzkopfportrait vorzog, dürfen nicht verwechselt werden mit einem eventuell nachgearbeiteten Abdruck des Gesichtes.

Er hatte hier eine eigene Technik entwickelt: Von einen fertigen, aber noch feuchten Ganzkopfportrait steckte er mit kleinen Metallplättchen den für die Maske gewünschten Teil ab. Von diesem "Ausschnitt" fertigte er ein Negativ aus Gips, das dann wieder mit Ton ausgekleidet wurde. Engobiert, gebrannt und an der Rückseite mit einem starren Metallbügel versehen, war die Maske fertig. Der tiefe Metallbügel diente nicht nur als Aufhängung, sondern gab die Neigug des Kopfes vor, die dem Künstler wichtig war. Das ursprüngliche Ganzkopfportrait wurde zerstört, der Ton wiederverwendet.

Geschlossene Augen, bei vielen Bildnissen Luis Rauschhubers zu finden, sollen den Ausdruck starken Innenlebens erhöhen.